Humboldt-Forum im neuen Berliner Schloss

Der „archäologische Keller“ im Humboldt-Forum im neuen Berliner Schloss

In einem 1.200 Quadratmeter großen „archäologischen Keller“ begegnet den Besuchern des Humboldt-Forums im neuen Berliner Schloss demnächst ein kaum bekanntes Kapitel mittelalterliche Geschichte. Wie es dazu kam und was dort gezeigt wird, verriet der Archäologe Dr. Michael Malliaris jetzt in Herford in einem Vortrag vor dem Verein für Herforder Geschichte im Ratssaal. Das Projekt hat manche Ähnlichkeit mit dem in Herford geplanten Archäologischen Fenster am Münster.

Für die meisten Besucher Berlins beginnt die Geschichte dieser Stadt erst mit den preußischen Herrschern. Doch lange bevor die ihren Hauptsitz an die Spree verlegten, gab es dort städtisches Leben. Einiges davon kam ans Tageslicht, als Archäologen im Vorfeld des umstrittenen Wiederaufbaus des Hohenzollern-Schlosses seit 2008 eine großangelegte Grabung vornahmen.

Dr. Malliaris war Grabungsleiter dieser mehrjährigen Forschung, deren Ergebnisse er kürzlich in einem mehrbändigen Werk vorlegte. Betreut wurde seine Arbeit von Professor Matthias Wemhoff, der 30 Jahre zuvor in dreijähriger Arbeit das Herforder Frauenstift umfassend archäologisch erforscht hatte.
Im Untergrund am Berliner Schloss entdeckten die Forscher Grundmauern eines mächtigen Dominikanerklosters, das hier um 1300 errichtet worden war. Die Klosterkirche war im 16. Jahrhundert zur Dom- und Hofkirche der Hohenzollern ausgebaut – und im 18. Jahrhundert abgerissen – worden.
Doch schon vor 1300 wurde hier gesiedelt. Die Archäologen fanden Hinweise auf ältere Brunnen, Kloaken und Kellerräume.
Zudem fanden sie unzählige Spuren der späteren Baugeschichte der Hohenzollern, die ihr Schloss an dieser Stelle mehrfach umbauten und erweiterten. Aber auch jüngste Spuren, wie ein bei der Sprengung des Stadtschlosses 1950 verwendeter Sprengkasten, wurden während der Grabung freigelegt und gesichert. So ergibt sich ein umfassendes Fundbild aus allen Zeit- und Materialschichten.
Besucher des Humboldt-Forums werden ab dem nächsten Jahr über die Ergebnisse dieser Grabung, einer der umfassendsten archäologischen Forschungen der letzten Jahre in Deutschland, informiert werden. Gleich neben dem Haupteingang führt der Weg an der Garderobe vorbei hinab auf eine 1200 Quadratmeter große Fläche.
Hier steigt man hinab ins Mittelalter, sieht Gründungs-Elemente und Grundmauern, stößt auf spektakuläre Einzelfunde und lernt die Bau- und Siedlungsgeschichte dieses Ortes kennen. Ein besonderer Schwerpunkt, deutete der Referent an, soll auf der Entwicklung der Heiztechnologie liegen. Hierzu gibt es Belege vom 14. bis ins 19. Jahrhundert. Derzeit wird das Präsentationskonzept, in dem auch Medienstationen eine große Rolle spielen, unter Leitung von Professor Wemhoff erarbeitet.

“Wir werden zu den Ersten gehören, die sich von Ihnen und Professor Wemhoff den Archäologischen Keller vorstellen lassen und freuen uns schon darauf”, kündigte der Vereinsvorsitzende Eckhard Wemhöner am Ende eines hoch informativen Vortragsabends fest.

Fotos:
Beim Vortrag (Lars Oliver Gehring)
Freigelegte Fundamente des Berliner Schlosses und des Cöllner Dominikanerklosters vor dem ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR (Landesdenkmalamt Berlin)
Dr. Michael Malliaris (privat)

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