Heute wäre sie ein Superstar

“Klug und flammend. Die Korrespondenzen der Elisabeth von der Pfalz” – Heute wäre sie ein Superstar.

Städtisches Museum im Daniel-Pöppelmann-Haus
26. Mai bis 22. Juli 2018, Eröffnung am 26. Mai um 16.30Uhr.

Keine normale Ausstellung  – Heute wäre wahrscheinlich Elisabeth von der Pfalz ein philosophischer Superstar. Die Ausstellung anlässlich ihres 400. Geburtstags beleuchtet Elisabeths Leben und rückt dabei die Gedankenwelt dieser bedeutenden Frau des 17. Jahrhunderts in den Fokus.

Ja, sie war Abtissin von Herford (1667 -1680) und eine herausrgend kluge Frau. Sie unterhielt Kontakte mit den führenden Denkern ihrer Zeit. Darunter Descartes – der große Franzose und Erneuerer der Philosophie – oder Leibniz, der die Welt der Zahlen auf den Kopf stellte. Für die Ausstellung  konnten Exponate aus den Museen in Franeker(NL), Cloppenburg und Paderborn, sowie der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover ausgeliehen werden.

Gemälde aus England, Krakau, Heidelberg, Ingolstadt und Kassel sind als hochwertige Reproduktionen in Originalgröße zu sehen. Gastkurator der Ausstellung ist der in Herford lebende und arbeitende Publizist und Literaturwissenschaftler Michael Girke.

1618 als Tochter des Kurfürsten Friedrich V. und Elisabeth Stuarts, Tochter des englischen Königs, geboren, genoss Elisabeth wie ihre Schwester eine umfassende Bildung. Eine hinterließ ein spektakuläres malerisches Werk, eine andere brachte die Hannoveraner auf den englischen Thron, Elisabeth wurde – entgegen dem herrschenden Frauenbild – die Gelehrte, die Interlektuelle unter ihnen.

Die Ausstellung beginnt zur Einstimmung mit einer kleinen Sequenz, die Spuren Elisabeth im heutigen Herford zeigt. Es sind Orte die an Elisabeth erinnern, eine Geschichte zu Elisabeth erinnern, eine Geschichte zu Elisabeth erzählen. Man erfährt und sieht, dass das heutige Elisabethdenkmal eine lange Vorgeschichte hat. Die beiden folgenden Ausstellungseinheiten geben Auskunft über Elisabeths Abstammung. Eine vier Meter breite Stammtafel führt Elisabeths wichtigste Verwandte auf. Hochadelige Abstammung privilegiert  jedoch nicht nur, sondern verpflichtet auch zur Repräsentation. Elisabeth empfand es zu lebzeiten als Einschränkung. Die Rolle ihrer Eltern im Dreißigjährigen Krieg prägte ihr Leben beträchtlich. Und sie schränkte ihre Heiratsaussichten ein. Sie führte ihre gesammte Familie in die Niederlande nach Den Haag, wo Elisabeth aus Descartes und Europas erste Studentin, Anna Maria van Schurmann traf.

Eine Frau mit Verstand und Scharfsinn

Elisabeth argumentierte, diskutierte und stritt mit den herausragenden Denkern ihrer Zeit, die ihren Scharfsinn sehr schätzten. Dabei spiele die Bewältigung des Alltags, des Lebens überhaupt, ebenso eine Rolle wie die Frage des Denkens, Der Stellung der Menschen in der Welt oder die damals äußerst bewegte Zeit. Eine Zeit mit Krisen, Umwälzungen und Kriegen. Doch begegnete man sich persönlich ehrer selten, man korrrespondierte vielmehr. Wie es möglich war, im Zeitalter der Gänsekiele und Postkutschen, Entfernungen, Grenzen und Glaubensgräben zu überwinden. Wie Sie ein verblüffend modernes, europaweites Netzwerk zu knüpfen vermag, zeigt die Sequenz “Ferngespräche mit Tinte und Feder – schreiben wie Elisabeth von der Pfalz”. Die generelle Verunsicherung, der Kampf gegensätzlicher Weltbilder in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts , grundierten das Lebensgefühl Elisabeth und ihrer Korrespondenzpartner – dies ist Thema einer weiteren Squenz der Ausstellung.

Den Abschuß und Höhepunkt bildet die Versammlung der Korrespondenzpartner und -partnerinnen um einen eigenhändigen Brief Elisabeths, der im Herforder Archiv aufbewahrt wird. Die Fragen, dennen nachgegangen wird: Wie beeinflusste Elisabeth Descartes Denken? Wie beriet sie ihre Cousine, die vor ihr Abtissin in Herford war? Warum gewährte die den Labadisten Asyl? Gelang es den Quakern, sie zu ihrem Glauben zu bekehren, oder den Philosophen Leibniz, sie von Descartes abzubringen?

 

Ein Megaguide begleitet durch die Präsentation innerhalb der Ausstellung und bringt die Briefe zum Klingen. Diese werden dem Publikum als wichtiges und relevant gebliebenes Philosophenwerk , ohne das Descartes Denken ein anderes geworden wäre, sichtbar. Gleichzeitig erschließt sich ihm die Lebenswelt der Fürstabtissin, die heute in der internationalen Philosophengeschichte als Elisbeth von Böhmen und Elisabeth von Herford bekannt ist.

Die Firma Weinrich hat für das Elisabethjahr eine Schokolade produziert , die sie kostenlos bei der Veranstaltung des Jahres verteilen lässt. Ihre Hülle ziert das Altersbildnis der Abtissin und wird als Erinnerung jeden besucher geschenkt.

 

Eintritt 4,50 €, ermäßigt 2,50 € inclusive Mediaguiide

Text und Bild: Herford-aktuell

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