Ein großer Schritt Richtung Wasserstoff und Energiewende

Ein großer Schritt Richtung Wasserstoff und Energiewende: Kreis Herford und Gemeinde Kalletal werden in Förderprogramm des Bundes aufgenommen

Kreis Herford. Die Themen Wasserstoff und Energiewende kommen im Kreis Herford immer weiter voran – und  werden jetzt von höchster Stelle anerkannt und gefördert. So wurde das zusammen mit der Gemeinde Kalletal und der Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) initiierte Projekt „Sektorale Dekarbonisierungsoption mit Wirkungspotential im URBANLAND OWL“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in den bundesweiten Förderwettbewerb „Zukunft Region“ aufgenommen. Damit fließen nun 180.000 Euro in das gemeinsame Projekt.

Sie sollen in eine Stelle für das Projektmanagement investiert werden. Diese/r Projektmanager/in erstellt eine Potenzialanalyse, die die  Grundlage für die Bewerbung um die Anschlussförderung bildet, die dann bei rund 1,5 Millionen Euro liegt.

Was genau planen der Kreis und die Gemeinde?

Aus Sicht des Kreises gibt es einen erheblichen Benefit: Im Kreisgebiet kann Wasserstoff verwendet werden, der im Kalletal aus „überschüssiger“ Energie hergestellt und anschließend in den Kreis transferiert wird.  Im Kreisgebiet soll der Wasserstoff dann etwa für die Bereiche Mobilität oder Industrie eingesetzt werden. Wie viel dieser überschüssigen Energie für die Produktion von Wasserstoff im Kalletal zur Verfügung steht, wird demnächst ermittelt.

Landrat Jürgen Müller ist von dem gemeinsamen Projekt, das beim Kreis Herford in die Zuständigkeit von Umweltdezernentin Dr. Beatrix Wallberg fällt, überzeugt: „Als Gemeinde, Stadt und auch als Kreis ist es wichtig, über die eigenen Grenzen hinaus in Regionen zu denken. In unserem Fall profitieren alle Beteiligten. Wir bekommen Wasserstoff aus dem Kalletal geliefert und die dortigen Unternehmen und Betriebe können von der entsprechenden Expertise aus dem Kreis profitieren“, so der Landrat, der betont „Dieses Projekt ist nur möglich, weil sich alle Beteiligten schon einige Jahre mit dem Thema Wasserstoff auseinandersetzen. Wir als Kreis etwa innerhalb der Wasserstoffmodellregion „HyDrive OWL““.

 

Grundlage des gemeinsamen Projektes sind die bereits seit vielen Jahren bestehenden Bemühungen der Gemeinde Kalletal – am Beispiel der Unternehmen des Gewerbegebietes Echternhagen – die „Energiesektoren“ Strom, Wärme und Verkehr zu verbinden. Diese sogenannte „Sektorkopplung“ spielt eine tragende Rolle, um die Energiewende durch den Einsatz kohlenstoffarmer Energiequellen wie Wasserstoff voranzutreiben.

 

Durch den sukzessiven Ausbau der regenerativen Energieproduktion gilt das Kalletal in der Region als Netto-Exporteur von Strom. Im Rahmen des gemeinsamen Projektes soll jetzt die nötige Infrastruktur aufgebaut werden, um diesen Strom in Wasserstoff umzuwandeln und ihn anschließend im Kreis Herford zu verwerten.

 

Der Aufbau dieser Infrastruktur, die u.a. eine Elektrolyseanlage zur Herstellung von Wasserstoff vorsieht, wird als energiegenossenschaftliches Modell geplant. Dadurch können sowohl die Unternehmen als auch die Bürgerinnen und Bürger direkt an den Gewinnen partizipieren – ein Pionierprojekt.

 

Ziel ist eine über die Kreisgrenzen hinausgehende Energiekette: Von der Abnahme der Wasserstoff-Energie aus dem Kalletal, über eine „regenerative Wasserstofftankstelle“ im Gewerbegebiet bis hin zur Lieferung an den Kreis Herford als Energie-Verwerter. Ferner soll auch die Verteilung an andere kommunale Gebäude oder an nicht kommunale Betriebe im innerstädtischen Gebiet entwickelt und umgesetzt werden. Die Gewinne verbleiben in der Region. So soll eine Dekarbonisierungsoption im URBANLAND OstWestfalenLippe geschaffen werden – also eine Wirtschaft, die mithilfe des Einsatzes kohlenstoffarmer Energiequellen wie Wasserstoff ihre Kohlendioxidemissionen stark reduziert.

Beide Seiten partizipieren voneinander

Durch die Kooperation profitieren sowohl die Gemeinde als „Netto-Exporteur“ als auch der Kreis als „Energie-Verwerter“.

Denn der Kreis hat aufgrund der dichten Besiedelung einen hohen Bedarf an regenerativ erzeugter Energie, mit der er u.a. aus dem Kalletal versorgt wird

Unternehmen aus dem Kalletal wiederrum können vom „Unternehmensnetzwerk Klimaschutz“ profitieren, das der Kreis im Rahmen seines ausgiebigen Klimaschutzkonzeptes geschaffen hat. Hier tauschen sich regionale Unternehmen in regelmäßigen Veranstaltungen zum Thema Klima- und Umweltschutz aus, dienen als Multiplikatoren und profitieren so gegenseitig von ihrer Expertise. So wird im Unternehmensnetzwerk auch regelmäßig der Einsatz von Wasserstoff in Betriebsprozessen diskutiert. Unternehmen des Gewerbegebietes Echternhagen können sich dem Unternehmensnetzwerk des Kreises anschließen und an den Erfahrungen der Wasserstoffregion Hydrive OWL teilhaben, um Echternhagen mittelfristig energieneutral versorgen zu können. Denn durch die Zusammenführung der Kompetenzen soll das Gewerbegebiet Echternhagen zu einer Blaupause für ein klimaneutrales Gewerbegebiet entwickelt werden.

Sektorkopplung im Kalletal

 

Bereits seit Jahr 2014 widmete man sich in Kalletal der Thematik Sektorkopplung. Ziel des Verbunds “Sektorkopplung“ ist eine sektorale Kopplung, um auf eine Energieautarkie im Gewerbegebiet Echternhagen hinzuarbeiten.

 

In der Regionalen Entwicklungsstrategie (RES) der LEADER Region Nordlippe mit dem Titel „Nordlippe – „living lab“ wurde im Handlungsfeld „Energie-intelligentes Nordlippe“ der Projektbaustein „smart industrial area Kalletal“ berücksichtigt, um durch sektorale Kopplung auf eine Energieautarkie in Echternhagen hinzuarbeiten.

Wasserstoffmodellregion HyDrive OWL

 

Der Kreis Herford ist – unabhängig von der Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kalletal – Teil der Wasserstoffmodellregion HyDrive OWL, zu der auch die anderen OWL-Kreise und die Stadt Bielefeld gehören. Sie hat das Ziel, zur HyPerformer-Region zu werden – der höchsten Stufe im bundesweiten Wettbewerb „HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland”. Der Fahrplan ist Folgender:

 

Zunächst soll an einem favorisierten Standort in Bielefeld Wasserstoff hergestellt werden. Von dort aus soll der Transport des Wasserstoffs zu den einzelnen Abnahmestellen in ganz OWL bzw. in die einzelnen Kreise erfolgen. Die Tankstellen – pro Region eine – sind an verkehrsgünstigen Punkten geplant. Unter den festgelegten Eckpunkten zur Produktion, dem Transport und der Bereitstellung könnten die möglichen Anwender aus OWL zunächst bis zu 110 Fahrzeuge – ein Mix aus Bussen, LKW und Abfallsammelfahrzeugen – betreiben. Wenn diese ersten Insellösungen stehen, kann der Pool der Anwender wachsen und ein lückenlose Infrastruktur entstehen.

 

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