9. Recycling-Designpreis – Ausgezeichnete Ideen

Wie lassen sich wertlos gewordene Dinge wieder nutzbar machen? Dieser Fragestellung widmet sich der RecyclingDesignpreis, eine Kooperation von Marta Herford und dem Arbeitskreis Recycling e.V. Herford, in diesem Jahr bereits zum neunten Mal. Rund 350 Designer*innen haben an dem internationalen Gestaltungswettbewerb teilgenommen und Entwürfe aus den Bereichen Materialforschung, Kreislaufwirtschaft oder Social Design eingereicht.  Mit ressourcenschonender Mode, biobasierten Einrichtungsgegenständen und biologisch abbaubaren Möbeln veranschaulichen die Gestalter*innen den Strukturwandel des nachhaltigen Designs vom Re-cycling hin zum Upcycling.

An die Stelle des klassischen Recycling-Prinzips „Aus alt mach neu“ treten vermehrt innovative Upcycling-Ansätze, die eine stoffliche Aufwertung anstreben: Aus nicht mehr verwertbaren Materialien entstehen neue, qualitativ hochwertige Produkte. Immer präsenter werden beim RecyclingDesignpreis auch Materialerkundungen, bei denen nachhaltige und zukunftsfähige Werkstoffe aus Abfallprodukten entwickelt werden. Darüber hinaus lässt sich eine differenziertere Auseinandersetzung mit Ressourcenverbrauch, Produktionsprozessen und Verwertungswegen erkennen, die deutlich macht, dass sich die Gestalter*innen zunehmend mit der sozialen und ökologischen Bedeutung ihrer Entwürfe auseinandersetzen.

Als Gewinnerin des 9. Recycling-Designpreises geht die aus Dortmund stammende Szenografin und Designerin Kathrin Breitenbach hervor. Ihre Deckenleuchte „PERSEA“ besteht aus biologisch basiertem Kunststoff, der aus wiederverwerteten Avocadokernen (aus Gastronomiebetrieben) und biobasiertem Thermoplast per 3D-Druck hergestellt wurde. Optisch setzt die Leuchte auf eine klare, reduzierte Form. Den zweiten Platz belegt das Projekt „The Shellworks“ von Amir Afshar, Andrew Edwards, Insiya Jafferjee und Edward Jones aus London. Mit eigens dafür entwickelten Maschinen haben sie das aus Krustentierschalen gewonnene Chitin bzw. Chitisan zu einer Vielzahl biologisch abbaubarer Kunststoffprodukte wie Tüten, Blisterverpackungen oder Blumentöpfe verarbeitet. Hierfür werden ebenfalls Abfallprodukte aus der Gastronomie verwendet. Ana Stamenkova von der Weißensee Kunsthochschule Berlin sicherte sich mit ihrer Herrenkollektion „re…use me“ den dritten Platz. Die zwei realisierten Entwürfe der 20-teiligen Kollektion sind ressourcenschonend aus Restware gefertigt und spielen mit der Kombination von klassischer Herrenmode und moderner Streetwear.

Eine weitere Wettbewerbseinreichung und Teil der Marta-Ausstellung ist der Staubsauger „tenok“ zum Selberbauen: Tim Krahmer aus Schneverdingen hat ein Open-Source-System entwickelt, mit dem man sich aus alten Staubsaugerteilen und recycelten Alltagsgegenständen wie Fahrradschläuchen und Bürostuhlrollen dieses Haushaltsgerät selbst zusammensetzen kann. Die Anleitung dafür hat der Industriedesigner und Produktentwickler frei verfügbar ins Netz gestellt. Für Staunen sorgt auch Leopold Seiler aus Leipzig mit seinem ungewöhnlichen Konzept „Your Hair Your Ink“: Durch einen speziellen Prozess mit Proteinase K, Wasser, Seife und Natronlauge gewinnt er aus menschlichen Haaren braune oder rote Pigmente und verwandelt diese in eine persönliche Tinte. Die null2elf Innenarchitekt*innen aus Düsseldorf verfolgen bei ihrer Einreichung hingegen einen praktischen Ansatz: Aus Restbeständen von Kautschuk- oder Vinyl-Bahnenware, die üblicherweise als Bodenbelag genutzt werden, fertigten sie eine Hängematte an, die den illustrativen Titel „Vom Verlegen zum Hinlegen“ trägt.

Der Recycling-Designpreis ist ein offener Wettbewerb, zu dem Kreative aller Altersklassen mit professioneller oder semiprofessioneller Ausbildung eingeladen werden. Der erste Preis ist mit 2.500 Euro, der zweite mit 1.000 Euro und der dritte mit 500 Euro dotiert.

Sonderkategorie für Schulen

Auch Schüler*innen, Auszubildende und Werkstätten haben die Möglichkeit, Entwürfe zu präsentieren, die sich mit den Themen Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung oder Upcycling auseinandersetzen. Rund 80 Bewerbungen aus ganz Nordrhein-Westfalen wurden in diesem Jahr eingereicht. Davon wurden 9 Beiträge für die Ausstellung im Marta Herford ausgewählt.

Durch die vollständige Verwertung eines Basketballs und ein besonderes Gespür für dessen Materialeigenschaften belegt Louis Kraatz (Weser-Gymnasium Vlotho) mit seiner Basketball-lampe den ersten Platz. Frei nach dem „Do-it-yourself-Prinzip“ entwarfen die Zweitplatzierten Alice Yukari Gielen, Pedro Igelsias Diaz, Collin Licharz und Auriane Neichel (Bonn International School) das aus Fundstücken gefertigte Geschicklichkeitsspiel „Slide Off“. Bei der Vergabe des dritten Platzes entschied sich die Jury für die Fahrradlampe von Jana Hammoud und Joelina Schöttker (Weser-Gymnasium Vlotho), die ausschließlich aus alten Fahrradteilen gefertigt ist.

Bild: Jana Hammoud und Joelina Schöttker, Fahrradlampe (3. Platz der Schüler*innen)

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