VHS-Rundgänge zu „NS-Täterorten“

Bei allen auch noch so unterhaltsamen Rundgangs-Formaten des „Jabbelpott“ Jörg Militzer soll auch nicht vergessen werden, dass all seinen Angeboten mehr oder weniger umfangreiche historische Recherchen zu Grunde liegen. So auch bei gleich zwei Rundgängen am kommenden Sonntag, die durch Bünde und Herford zu „Täterorten“ des Nationalsozialismus führen werden. Wer dabei jedoch an blutrünstige Mordtaten denkt, wird wohl „enttäuscht“ sein. Denn Militzer geht es nicht um die „spektakulären Ereignisse“ dieser unrühmlichen Zeit, sondern um die Strukturen, die die NS-Ideologie bis in die Familien trug und das wichtigste Gut zwischenmenschlichen Daseins, das gegenseitige Vertrauen, nahezu in jeder Beziehung zu Nichte machte.

Die Idee zu diesem kommentierten Spaziergang kam dem langjährige Bünder Stadtführer nach einem Zeitzeugengespräch. Eine nach eigenen Aussagen einstmals „stramme BDM-Maid“ berichtete von ihren Drohungen gegen die eigene Mutter, sie wegen des verbotenen Grüßens der jüdischen Nachbarin anzuzeigen. Was zunächst wie das Kräftemessen eines pubertierenden Teenagers wirkte, bekräftigte die mittlerweile verstorbene Dame rückblickend mit einem „… und ich hätte es wirklich gemacht!“. Doch was brachte ein Kind dazu, so mit der eigenen Mutter umzugehen? Wie machten sich Ideologie und Führerprinzip auch im Alltag des Wittekindslandes bemerkbar?

In zeitlicher Nähe zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar und der 87. Wiederkehr der Machtübernahme am 30. Januar lädt Militzer in Kooperation mit der VHS im Kreis Herford zu diesen Rundgängen ein. Los geht es um 11:00 Uhr in Bünde auf dem Marktplatz vor dem Gymnasium. In Herford startet die Runde um 15:00 Uhr. Hier ist der Treffpunkt der Rathausplatz, am Haupteingang des Rathauses. Erbetene Reservierungen werden ab sofort unter 05223 6530230 entgegen genommen.

 

2020-01-26-NS-Täterorte.jpg: Wie am heutigen Bünder Museumsgebäude „Striediecks Hof“ lassen sich auch im Kreis Herford an zahlreichen Orten und Einrichtungen die Strukturen des Nationalsozialistischen Staates festmachen.

(Abbildung: Stadtarchiv)

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