Eon darf Innogy vorerst nicht schlucken
Erster Erfolg beim Megadeal: Eon darf Innogy vorerst nicht schlucken
Hamburg, 7. März 2019. Der Ökostromanbieter LichtBlick begrüßt den Beschluss der EU Kommission, eine endgültige Entscheidung über den Deal zwischen Eon und RWE zu vertagen und die Fusion in den kommenden Monaten intensiver zu prüfen. Die Bedenken der Kommission gründen sich auf den Wettbewerbsverlust in mehreren Endkundenmärkten für Strom und Gas in den Ländern Deutschland, Tschechien, Slowakei sowie Ungarn.
Dazu erklärt Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei LichtBlick: „Wenn die Energiemarkt-Liberalisierung nicht wieder zunichte gemacht werden soll, darf das Vorhaben nicht ohne erhebliche, wettbewerbsstärkende Auflagen genehmigt werden.“ Lücking befürchtet höhere Strompreise für Haushalte und Unternehmen, sollte der Deal genehmigt werden.
Konkret geht es um die geplante Übernahme der Sparten Netz und Vertrieb der bisherigen RWE-Tochter Innogy durch Eon. Über 1.000 Verbände, Marktteilnehmer und Großkunden bekamen im Vorfeld umfangreiche Fragebögen aus Brüssel. „228 Fragen – die Kommission wollte genau wissen, wie der deutsche Markt funktioniert und welchen Effekt dieser Deal hätte“, so Lücking. „Eon würde mit der Übernahme der Kunden und Stromleitungen von Innogy zu einem Megakonzern heranwachsen, der Wettbewerber wie lästige Fliegen abschütteln kann.“
Die größten Auswirkungen des Megadeals:
Lokale Märkte: Eon „im Wettbewerb“ mit Eon
160 Strom-Marken und 840 Strom-Tarife – nach der Übernahme der Kunden und Netz der RWE-Tochter Innogy würde die neue Eon auf zwei Drittel der Fläche Deutschlands zum größten Stromanbieter – mit über 70 Prozent Marktanteil. Aufgrund dieser Marken- und Tarifvielfalt in den jeweiligen Postleitzahlgebieten der Kunden sowie gut gefüllter Kassen kann die neue Eon die obersten Plätze bei Online-Portalen wie Verivox oder Check24 in den lokalen Märkten komplett belegen. Der Kunde wechselt zu einer anderen Marke, ohne zu merken, dass er in der Eon-Welt bleibt.
Big Data – Smart Meter
Die neue Eon wird – inklusive ihrer Beteiligungen – rund 20 Millionen Zählpunkte in Deutschland kontrollieren. Das entspricht einem Marktanteil von über 40 Prozent. Mit dem Zugriff auf diese künftig intelligenten Zähler wird Eon zum führenden Datenkonzern in der Energiewirtschaft. Die Kundendaten sind das künftige Gold der Energiebranche. Für diesen Zukunftsmarkt schafft sich Eon mit dem Deal eine beispiellose Ausgangsposition. Amazon im Online-Handel oder Google bei der Internetsuche zeigen, dass datenbasierte Plattformgeschäfte nur über die millionenfache Skalierung funktionieren und dann eine Tendenz zum Monopol haben.
Ladesäuleninfrastruktur – die neue Eon als Monopolist bei Stromtankstellen
Die neue Eon hätte durch die Übernahme der öffentlichen Ladesäuleninfrastruktur von Innogy einen Marktanteil von knapp 20 Prozent in Deutschland. Es ist davon auszugehen, dass der Konzern die bisherige Innogy-Strategie eines forcierten Ausbaus der Stromtankstellen in den eigenen Netzgebieten übernimmt. Damit würde die neue Eon in den eigenen Netzen – also auf zwei Dritteln der Fläche Deutschlands – zum Monopolisten für Ladesäulen. Die öffentlichen Ladesäulen müssen für den Wettbewerb durch Drittanbieter zugänglich gemacht werden, so wie es bei Haushaltsstrom und den privaten Ladepunkten heute schon ist. Ohne Wettbewerb an der Ladesäule könnte Eon mit Koppelprodukten aus Strom für Auto und Zuhause, wie sie nur der Ladesäulenbetreiber anbieten kann, den Wettbewerb im Strommarkt zusätzlich unterlaufen.